Erstklassige Rad- und Fußwege und Flächengerechtigkeit

Alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sollen sich sicher und komfortabel mit dem Fahrrad und zu Fuß bewegen können. Wir wollen erstklassige Rad-, Schul- und Kinderwege in Preetz und Flächengerechtigkeit für Fahrräder, Fußgänger*innen und Autos!

Kinder- und fahrradfreundliche Mobilität beginnt vor Ort. Auch wenn in Preetz schon einiges für den Radverkehr gemacht wurde, es gibt noch viel Luft nach oben. Wir möchten, dass Preetz eine Vorreiterrolle einnimmt und die Möglichkeiten des Straßenverkehrsrechts voll ausschöpft – für ein klimaneutrales Preetz 2030. Das heißt nicht, dass wir Autos von den Straßen verdammen wollen – zur Mobilitätswende gehören gerade im ländlichen Raum auch E-Autos. Aber wir wünschen uns Flächengerechtigkeit und Verkehrsmittel-Wahlfreiheit, also dass alle Menschen ihre Wege sicher und selbstständig zurücklegen können, auch Menschen ohne Auto wie Kinder, Ältere, Menschen mit Beeinträchtigung oder geringem Einkommen oder Menschen, die aus welchen Gründen auch immer kein Auto benutzen möchten.

Wir wollen am liebsten überall breite, glatte und bauliche abgesetzte Radwege nach niederländischem und dänischem Vorbild, damit Kinder geschützt Fahrrad fahren lernen und Fahrrad fahren lieben lernen und Jugendliche und Erwachsene schnell und sicher von A nach B kommen. Leider sind in Preetz die Straßen eng, sodass Umbaumaßnahmen oftmals schwierig und – auch weil sie sehr teuer sind – nicht immer möglich sind.

An vielen Stellen könnten aus unserer Sicht verkehrsberuhigte Fahrradstraßen kostengünstig und schnell für erhebliche Verbesserungen sorgen. Das Ziel sollte es sein, den Fahrrad- und den Autoerkehr auf unterschiedliche Straßen zu lenken. Hierfür ist es erforderlich, dass die Wege für beide Nutzergruppen schnelle und komfortable Verbindungen darstellen, also die Autos auf „ihren“ Straßen ebenso ungehindert vorwärts kommen wie die Fahrradfahrenden auf ihren Fahrradstraßen. Eine zusätzliche Verkehrsberuhigung in den Fahrradstraßen ist dafür zwingend nötig. Nur so können sich auch Kinder sicher in Fahrradstraßen bewegen. Optimal eignen sich modale Filter (Poller, Blumenkübel o.ä.), die aus Durchfahrtsstraßen Sackgassen für Autos machen, während Fahrradfahrende und Fußgänger*innen weiter ungehindert passieren können. Auch jüngere Kinder können dann sicher auf der Straße fahren. Auf dem Fußweg mit Lauf- und Kinderfahrrad fahrende Kleinkinder können stressfrei von ihren auf der Fahrradstraße fahrenden Eltern begleitet werden.

In der Kirchenstraße ist es zu eng, damit Radfahrende sicher überholt werden können.

An Hauptverkehrsrouten, die für Radfahrende und Autofahrer*innen alternativlos sind, sind kreative Lösungen gefragt. Beispiel nördliche Kührener Straße: Diese Straße dient Radfahrenden als Hauptverbindungsstraße zwischen Stadtzentrum und Preetz-Süd (Schulen!). Hier ist es aufgrund des geringen Straßenquerschnitts und der parkenden Autos besonders eng. Leider überholen dennoch viele Autofahrende – obwohl der Platz dafür eigentlich nicht reicht – und es kommt dadurch regelmäßig zu gefährlichen Situationen (siehe auch Überholabstand). An einer solchen Stelle müssen mindestens durch Poller, besser durch ein Hochbord baulich getrennte Fuß- und Radwege gebaut werden, besonders, weil dieser Weg so stark von Schüler*innen genutzt wird. Der nötige Platz könnte durch eine Einbahnstraßenregelung und ein Parkverbot geschaffen werden. Der Kreisstraßen-Status könnte auf eine breitere Straße umgelegt werden, dann würden auch Autofahrende, für die die Stelle ebenfalls ein Nadelöhr darstellt, schneller ihr Ziel erreichen.

An allen Schulen sollten Schulstraßen eingerichtet werden – also mindestens während den Schulzeiten autofreie Zonen. Da Grundschüler*innen in der Regel mindestens bis zur Fahrradprüfung in der vierten Klasse zu Fuß zur Schule kommen, sind Fahrradstraßen als Schulstraße für diese Altersgruppe nicht geeignet. An den Grundschulen sollten besser Spielstraßen mit temporärer Durchfahrtsbeschränkung während der Schulzeiten eingerichtet werden, damit den Kindern zu Fuß, per Rad und Roller der volle Straßenquerschnitt zur Verfügung steht. Dies betrifft in Preetz vor allem den nördlichen Lohmühlenweg, in dem sich allmorgendlich chaotische Szenen abspielen.

Für die weiterführenden Schulen am Castöhlenweg würde sich die Einrichtung einer Fahrradstraße mit temporärer Durchfahrtsbeschränkung während der Schulzeiten in den Hauptzufahrtsstraßen (Castöhlenweg, vollständiger Verlauf Ihlsohl) anbieten. Den Jugendlichen steht dann mindestens vor und nach dem Unterricht der vollständige Straßenquerschnitt für die Anfahrt per Fahrrad ohne Autos zur Verfügung. Außerhalb der Zeiten, in denen die temporäre Durchfahrtsbeschränkung greift, hätten Fahrräder zumindest Vorfahrt.
Im Kreuzungsbereich Westlicher Ihlsohl / Nördlicher Ihlsohl / Castöhlenweg / Wehrberg sollte zudem eine Änderung der Vorfahrtssituation erfolgen, um die Querung der Kreuzung vom Wehrberg in den westlichen Ihlsohl sicherer zu machen. Diese Querung wird von älteren Grundschulkindern aus Preetz-Ost auf dem Schulweg und von Kindern und Jugendlichen nachmittags vielfach genutzt. Die Durchfahrt aus dem nördlichen Ihlsohl  kann z.B. durch das Verkehrszeichen „Vorfahrt gewähren und auf den kreuzenden Radverkehr von links und rechts achten“ (Zusatzzeichen 1000-32 über dem Zeichen 205) beschränkt werden.

Mehr Infos zum Thema Schulstraßen, zur Schulstraßen-Aktion der Kidical Mass Preetz und dazu, wie andere Städte Schulstraßen umsetzen, gibt es auf dieser Seite: Schulstraßen für Preetz.

An den Kindertagesstätten und Kindertagespflege-Stellen würden sich ebenfalls Spielstraßen anbieten, sofern diese an Nebenstraßen liegen. An allen Kitas, an Kindertagespflege-Stellen und an den regelmäßigen Treffpunkten des Naturkindergartens sollte jedoch mindestens Tempo 30 gelten. Dies ist an einigen, jedoch bei weitem noch nicht allen Stellen der Fall.

Wir wünschen uns ein wirksames Mängelmanagement für die Wege, die Schüler*innen und Kita-Kinder vor- und nachmittags zurücklegen, damit Gefahrenstellen zielgerichtet beseitigt werden können. Dazu sollen die Kinder, Jugendlichen und Eltern befragt und ihnen sowie allen Preetzer*innen eine feste Ansprechperson für Mobilitätswende an die Seite gestellt werden, denn die direkt Betroffenen wissen am besten, wo der Schuh drückt. Bis ein professionelles Mängelmanagemente von Seiten der Stadt und/oder der Schulen eingerichtet wurde bieten wir mit der Ideen-Sammlung die Möglichkeit, z.B. Gefahrenpunkte zu sammeln und verfügbar zu machen.

Wir wollen überdachte und großzügige Stellplatzbereiche an allen Supermärkten, am Fachmarktzentrum und in der Innenstadt sowie an Schulen und Kindergärten – und zwar in erster Reihe. Diese sollten breit genug für mehrspurige Fahrräder (z.B. dreirädrige Lasten- und Senior*innenräder) und lang genug für überlange Lastenräder (Long Johns, Longtails) und Fahrräder mit Anhänger sein.

Manchmal sind es auch kleine Maßnahmen, die den Radverkehr nach vorne bringen. Ein Beispiel sind die auch „Gängelgitter“ oder „Drängelgitter“ genannten Umlaufssperren, die an vielen Stellen in Preetz Radfahrende behindern. Ein Rückbau ist nicht teuer, könnte aber so manche Strecke wieder für Lastenräder und Gespanne öffnen. Mehr Infos gibt es auf der Seite zu Umlaufssperren.

Kinderfreundliches und selbstbestimmtes Straßenverkehrsrecht

Aktuell können Städte und Gemeinden nicht einfach Tempo 30 einführen oder breite, baulich getrennte Radwege einrichten. Dazu müssen sie aufwendige Begründungen finden oder es ist schlicht nach dem geltenden Straßenverkehrsrecht nicht erlaubt. Deshalb braucht es eine Reform des Straßenverkehrsrechts.

Das neue Straßenverkehrsgesetz muss erstens die Schutzbedürftigkeit von Kindern in den Mittelpunkt stellen und Vision Zero – null Verkehrstote – zum Ziel haben. Zweitens muss es die selbständige Mobilität der Kinder ermöglichen.

Städte und Gemeinden müssen die Freiheit erhalten, kinder- und fahrradfreundliche Maßnahmen nicht nur an einzelnen Gefahrenstellen umzusetzen, sondern im gesamten Stadtgebiet. Das umfasst z.B.:

  • geschützte oder baulich getrennte, breite Radwege an Hauptverkehrsstraßen sowie geschützte Kreuzungen (nach niederländischem Vorbild)
  • Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen innerorts
  • Schulstraßen und Zonen ohne Autoverkehr
  • Fahrradstraßen und Fahrrad-Zonen als flächendeckendes Netz und Grundlage für ein sicheres Schul- und Radwegenetz
  • Straßen ohne Durchgangsverkehr in Wohngebieten

In kinderfreundlichen, grünen Städten und Gemeinden, gibt es viele und vielfältige Freiräume zum Spielen und für ein soziales Miteinander zwischen allen Generationen. Die Bundesregierung kann dafür die Grundlagen schaffen.